Ein Sport, zwei Clubs, ein Ziel: Blackhawks und Mammuts nähern sich an

07.05.2023 09:38 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2023 09:39)
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Sie teilten immer die Leidenschaft - ansonsten pflegten die alten Mammuts (40 Jahre) und die jungen Blackhawks (zehn Jahre) in den vergangenen Jahren vor allem eine herzliche Rivalität. Doch diese Zeiten sind vorbei, und die beiden Clubs beweisen, was in Münster möglich ist, wenn mit vereinten Kräften an einem Strang gezogen wird ...
Von Ansgar Griebel (WN)


Foto: Mammuts
Wo Mammuts draufsteht, sind künftig auch Blackhawks drin. Schon am kommenden Spieltag gegen die Aachen Vampires gehen die Clubs in der Oberliga mit vereinten Kräften ans Werk.

In Brehms Tierleben, dem Nachschlagewerk für alles, was da so kreucht und fleucht, sucht man diese Verbindung vergeblich. Mächtige Mammuts haben da schlichtweg nichts gemein mit flinken Falken – bis auf ihre sportliche Heimat in Münster, von der wiederum Tierforscher Alfred Brehm Mitte des 19. Jahrhunderts noch nichts ahnen konnte. Aktuell finden die Münster Mammuts und die Münster Blackhawks in einer Art und Weise zueinander, die lange nicht für möglich gehalten wurde. „Rot und gelb nähern sich einander an wie nie zuvor“, schwärmt Blackhawks-Coach Alexander Naretz. „Ich finde das phänomenal“, sagt Sascha Krotil. Der langjährige Chefcoach der Münster Mammuts ist inzwischen Sportlicher Leiter beim mittlerweile 40 Jahre alten Club und bekennt freimütig, dass „da ein kleiner Traum wahr zu werden beginnt“.

Alte Traditionen und verwurzelte Rivalitäten

Krotil hatte als Mammuts-Urgestein schon seit Jahren die Vision von der großen Football-Familie, war mit seinen Vorstößen allerdings immer gescheitert – oft an alten Vorurteilen und gewachsenen Ressentiments. Und ein bisschen an guten alten Traditionen und auch an tief verwurzelten Rivalitäten, für die das Mammuts-Mastermind durchaus Verständnis hat. „Natürlich ist da jeder Verein stolz auf seine Geschichte, auf das, was geleistet und erreicht wurde.“ Dass jetzt die Juniorenteams beider Clubs nicht nur gemeinsame Sache machen, sondern auch Trikots tragen, auf denen beide Vereinslogos nebeneinander prangen, links und rechts vom Schriftzug SG Münster. „Das ist großartig − und auf das SG könnte ich auch noch verzichten“, so Krotil.Für diesen zukunftweisenden Schritt sprächen die jüngsten Entwicklungen im Football, einem Sport, der wie kein zweiter zwischen Boom und Untergang schwebt. „Man sieht das im aufreibenden Kampf zwischen ELF (European League of Football) und der GFL (German Football League) oder beim Schicksal des GFL-Teams Cologne Crocodiles, das kurz vor der Saison auseinandergefallen ist.“

Perfekter Standort


In Münster dagegen ist der Nährboden nahezu perfekt für eine blühende Football-Landschaft, die von den aufstrebenden Blackhawks als Zweitligist heroisch angeführt wird, gleichzeitig aber auch von den langjährigen Strukturen und den Kontakten der Mammuts lebt, die in enger Verbindung zur Partnerstadt Fresno stehen und bestens im Landesverband verwurzelt sind. „Da haben beide Teams sehr viel zu bieten“, sagt Krotil. Den Anfang der Zusammenarbeit lieferte die gemeinsame Damen-Mannschaft, die mit dem Mammuts-Logo und einem gemischten Trainerteam auf Punktejagd geht. Seit dieser Saison arbeiten Mammuts- und Blackhawks-Nachwuchs sowohl im U-16-Bereich als auch bei der U 19 segensreich zusammen. Neuestes Projekt des Football-Joint-Ventures ist das Senioren-Team in der Oberliga, das unter dem Namen Mammuts firmiert, aber definitiv eine Spielgemeinschaft ist. „Das hat organisatorische Gründe“, sagt Naretz, „wir waren da etwas zu kurzfristig unterwegs.“

„Das ist optimal, die Lücke zwischen siebter und zweiter Liga wäre dann doch zu groß gewesen.“ Alexander Naretz

Tatsächlich musste die Blackhawks-Zweite erst abgemeldet werden, ehe die Spieler das Team wechseln konnten. Seit einigen Wochen gab es schon die Trainingsgemeinschaft, ab dem nächsten Spiel der Mammuts gegen die Aachen Vampires dann auch die lang ersehnte Spielgemeinschaft. „Das ist optimal, die Lücke zwischen siebter und zweiter Liga wäre dann doch zu groß gewesen“, sagt Naretz. „Und von der Oberliga ist der Weg nicht mehr so weit“, sagt Krotil.

Ehemaliga Mamuts in Reihen der Blackhawks

Ein Blick in den kleinen münsterischen Grenzverkehr belegt das eindrucksvoll: Im vergangenen Jahr zog es Mammut Tammo Braun als Leistungsträger zu den Blackhawks, jetzt folgte Jannik Laumann – beide sind aktuell Teil der vierköpfigen Captains-Squad der Falken. Beim ELF-Team von Düsseldorf Rhein-Fire sind die ehemaligen Mammuts Achim Bah und Eric Adam gemeinsam mit Blackhawk Max Schmidt im Einsatz. „Und auch wir haben richtig gute Jungs bekommen, die sich super eingefügt haben“, schwärmt Krotil von den Neuzugängen, während Naretz nur Gutes über Mammuts-Coach Jonathan Kuban zu berichten weiß: „Ein ganz smarter Trainer mit unglaublichem Fachwissen.“Wächst da also zusammen, was zusammengehört? „Wir können sagen, ein erster Schritt ist gemacht“, sagt Krotil. „Wir warten jetzt erst mal ab, wie sich das entwickelt. Ich bin guter Dinge.“ Und in Brehms Tierleben wäre wohl eine kleine Aktualisierung fällig.


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